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Model Based Systems Engineering (MBSE) ist eine methodische Herangehensweise an Systems Engineering, bei der Modelle als zentrale Elemente des Systems verwendet werden, um Komplexität zu managen und alle Phasen des Systemlebenszyklus zu unterstützen. MBSE zielt darauf ab, die traditionellen, dokumentenbasierten Ansätze zu ersetzen oder zu ergänzen, indem es auf eine konsistente, ganzheitliche und interaktive Modellierung des Systems setzt. Diese Modelle dienen als Grundlage für die Planung, Entwicklung, Implementierung, Analyse und Wartung eines Systems.

Funktionsweise von MBSE

  • Systemmodellierung
    MBSE verwendet standardisierte Modellierungssprachen wie SysML (Systems Modeling Language), eine Erweiterung von UML speziell für das Systems Engineering. Diese Sprachen ermöglichen es Ingenieuren, komplexe Systeme durch verschiedene Modelltypen darzustellen, einschließlich Struktur-, Verhaltens- und Anforderungsmodelle.
  • Strukturmodelle
    Strukturmodelle beschreiben die physische oder logische Anordnung von Systemkomponenten. Beispiele hierfür sind Blockdiagramme, die Komponenten und ihre Beziehungen zueinander zeigen.
  • Verhaltensmodelle
    Verhaltensmodelle beschäftigen sich mit den Aktionen, die innerhalb des Systems auftreten und wie diese Aktionen unter verschiedenen Bedingungen gesteuert werden. Zustandsdiagramme und Aktivitätsdiagramme sind typische Beispiele.
  • Anforderungsmodelle
    Anforderungsmodelle dokumentieren die erforderlichen Spezifikationen, die das System erfüllen muss. Sie verknüpfen die Systemanforderungen direkt mit den Designelementen des Systems, was eine klare Traceability ermöglicht.
  • Interdisziplinäre Zusammenarbeit
    MBSE fördert die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Disziplinen, indem es eine einheitliche, verständliche und aktuelle Ansicht des Systems bietet. Alle Stakeholder, von Ingenieuren über Projektmanager bis hin zu Kunden, können auf die gleichen Modelle zugreifen und diese interpretieren, was Missverständnisse reduziert und die Effizienz steigert.
  • Simulation und Analyse
    Durch Simulationen können Ingenieure das Verhalten von Systemmodellen unter verschiedenen Szenarien testen, bevor physische Prototypen gebaut werden. Dies hilft, Fehler frühzeitig zu erkennen und zu beheben, was die Entwicklungszeiten und -kosten erheblich reduziert.

Anwendungsbeispiele

  • Stadtplanung und Infrastruktur: In der Stadt- und Regionalplanung kann MBSE verwendet werden, um die verschiedenen Aspekte städtischer Infrastruktur zu modellieren, wie Verkehrssysteme, Wasserversorgung und Abwassermanagement. Diese Modelle helfen Planern, Auswirkungen von Änderungen oder Erweiterungen der Infrastruktur auf die städtische Umwelt und den Verkehr vorherzusehen und entsprechende Pläne zu entwickeln.

  • Bildungseinrichtungen: Schulen und Universitäten können MBSE nutzen, um ihre administrativen und pädagogischen Prozesse zu modellieren. Beispielsweise kann die Verwaltung von Studentendaten, Kurszuweisungen und Raumplanungen durch effektive Modellierung optimiert werden, was zu einer verbesserten Ressourcennutzung und -planung führt.

  • Produktionsunternehmen: In Produktionsbetrieben hilft MBSE, die Produktionslinien und die logistischen Abläufe zu modellieren und zu simulieren. Dadurch können Engpässe identifiziert, Durchlaufzeiten minimiert und die Produktionskapazität effizient gesteuert werden. Dies verbessert nicht nur die Effizienz, sondern auch die Flexibilität in der Reaktion auf Marktveränderungen.

  • Klein- und Mittelständische Unternehmen (KMU): Kleine bis mittelgroße Unternehmen können MBSE nutzen, um ihre internen Prozesse zu strukturieren, wie Kundenbeziehungsmanagement, Bestandsverwaltung oder sogar die Finanzplanung. Durch die Modellierung dieser Prozesse können ineffiziente Abläufe identifiziert und verbessert werden, was zur Steigerung der Gesamteffizienz des Unternehmens beiträgt.

Vorteile

  • Verbesserte Kommunikation: Eine einheitliche Modellsprache erleichtert die Kommunikation zwischen verschiedenen Teams und Disziplinen.
  • Reduzierte Entwicklungskosten und -zeiten: Frühzeitige Fehlererkennung durch Simulationen vermindert die Notwendigkeit kostspieliger Änderungen in späteren Phasen.
  • Bessere Qualität und Zuverlässigkeit: Durch genaue Spezifikationen und Validierung über Modelle kann die Systemqualität verbessert werden.

Nachteile

  • Hoher Anfangsaufwand: Die Implementierung von MBSE erfordert Schulung, neue Werkzeuge und oft eine kulturelle Veränderung innerhalb einer Organisation.
  • Komplexität der Werkzeuge: Die Modellierungswerkzeuge können komplex und schwer zu meistern sein, was die Einarbeitungszeit erhöht.
  • Abhängigkeit von der Modellqualität: Die Effektivität von MBSE hängt stark von der Qualität der erstellten Modelle ab.

Fazit

Model Based Systems Engineering bietet eine fortschrittliche Methodik zur Bewältigung der wachsenden Komplexität moderner Systeme. Durch die Nutzung detaillierter Modelle verbessert MBSE die Qualität der Systementwicklung, fördert die interdisziplinäre Zusammenarbeit und reduziert Risiken durch frühzeitige Erkennung von Designfehlern. Trotz der Herausforderungen, die mit der Einführung und dem Betrieb von MBSE verbunden sind, überwiegen die langfristigen Vorteile, insbesondere in hochtechnologischen, stark regulierten Branchen, deutlich. MBSE ist damit ein entscheidender Ansatz für zukunftsorientierte Unternehmen, die ihre Systementwicklung optimieren möchten.

Hier gelangen Sie zu unserer Übersichtseite zum Thema Systems Engineering Schulung.

Autor: Florian Deinhard,
Mai 2024

 
 
 

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